BLOG Nr. 21
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich Aktivaufenthalte in der Natur liebe. Denselben Enthusiasmus, den ich für die deutsch-tschechischen Beziehungen hege, hege ich auch für den Amateursport. Eine absolut ideale Kombination ist, wenn ich durch die Grenzregion joggen und neue Orte entdecken kann. Dazu forderte der Ort, an dem wir unser drittes Teamtreffen in Kühnhaide verbrachten, geradezu heraus. Gleich neben dem Atelier Kühnhaide verläuft die Staatsgrenze. Kurz: Es war ein Teamtreffen von „Ein Jahr an der Grenze“, wie es sein soll!
Ebenso mache ich keinen Hehl daraus, dass ich kein Frühaufsteher bin. Doch die einzige Möglichkeit, die Umgebung kennenzulernen, war früh am Morgen. Also nahm ich die Herausforderung an und ich habe es nicht bereut! Und schon während der ersten Meter konnte ich eine Parallele zu meinem zweijährigen Engagement im Programm „Ein Jahr an der Grenze“ entdecken.
Ich renne einen unbekannten Weg entlang, die Zeit bis zu unserer Besprechung läuft und ich muss mich entscheiden, welchen Weg ich nehme. Vor einer ähnlichen Entscheidung stand ich vor knapp zwei Jahren im Rahmen unseres Programms: Welche Richtung werde ich einschlagen, an welche Zielgruppen soll ich mich wenden und was möchte ich bei der Vernetzung von Vereinen, Institutionen und Einzelpersonen erreichen? All das war ganz allein mir überlassen. Eine gute Gelegenheit, Freiheit und auch ein Experiment, jedoch mit der begrenzten Zeit eines Jahres, was ich rückblickend zu schätzen weiß: Es war keine Zeit, um Zeit zu verlieren, und trotzdem fanden mehrere deutsch-tschechische Austauschveranstaltungen statt und ich konnte zur Entstehung neuer Kontakte beitragen, die bis heute gehalten haben. Einige davon trugen erst im Laufe des zweiten Jahrgangs Früchte. Doch es ist wie beim Sport – da ist das Ergebnis auch nicht gleich sichtbar.
Was jedoch sofort sichtbar ist: Ich habe etwas vergessen, und zwar, mir eine Offline-Karte herunterzuladen. Ich bin nicht mehr in meiner Region in Bayern, sondern schon in Sachsen, und so wird mein Lauf für mich zu einer Art Orientierungslauf – ich schaue mich um und suche nach dem richtigen Weg. Ein weiterer schöner Vergleich mit „Ein Jahr an der Grenze“: Man muss die Augen offenhalten, sich immerzu umschauen und wenn man irgendwelche Indizien entdeckt, jemand Interesse an den nachbarschaftlichen Beziehungen, an der Kultur oder Sprache des Nachbarlandes zeigt oder auch nur einen „Kompagnon“ mit denselben Interessen und Aktivitäten auf der anderen Seite der Grenze sucht, dann muss man dieses Interesse fördern und im Idealfalle helfen, einen solchen Partner zu finden. Manchmal geht das ganz leicht und manchmal ist es eine Herausforderung – die uns jedoch Gelegenheit bietet, aus unserer Komfortzone herauszukommen und Einblick in völlig neue Bereiche zu gewinnen. Es liegt nur an uns, wir haben komplette Freiheit.
Und um bei den Herausforderungen und Erkenntnissen zu bleiben: Auch ich kombiniere heute beides: Ich laufe zu ungewohnt früher Morgenstunde, in einer neuen Umgebung, mehr Kilometer, als ich gewohnt bin, und teilweise ohne Karte durch eine herrliche Landschaft auf deutscher wie tschechischer Seite. Und ich sage mir, dass dies das nahende Ende meines Engagements in diesem Programm direkt an der deutsch-tschechischen Grenze in gelungener Weise abrundet.
Dass der zweite Programmjahrgang sich dem Ende zuneigt, ist jedoch eine gute Nachricht für all jene von euch, die noch überlegen, ob sie sich für das Programm melden. Die Chance besteht noch, die Frist wurde nämlich bis 7.4. verlängert!
Martina Engelmeierová